Werkauswahl Klaus Servene - kostenfreie Texte (PDF)
Werkauswahl Band 1: Wilder Honig – Lyrik, Essays, Szenen, 264 Seiten, Farbfotos, kartoniert, Andiamo Verlag Mannheim 2015, ISBN 978-3-936625-73-8
Abendstille
Wir werden schmunzelnd in den Gräbern liegen,
wir fahren nach Magnolien, was von uns bleibt
ist wechselhaft, Katzengold und Eintagsfliegen,
Badezeug, Plutonium – und natürlich Plastikfolien.
Ausgewählte Gedichte und Textamente (1970 bis 2015), Essays und Kürzest-Texte, sowie szenische Arbeiten (ab 1995 bis 2015), zuletzt: Mühlbach verreist.
Abendstille
Wir werden schmunzelnd in den Gräbern liegen,
wir fahren nach Magnolien, was von uns bleibt
ist wechselhaft, Katzengold und Eintagsfliegen,
Badezeug, Plutonium – und natürlich Plastikfolien.
Ausgewählte Gedichte und Textamente (1970 bis 2015), Essays und Kürzest-Texte, sowie szenische Arbeiten (ab 1995 bis 2015), zuletzt: Mühlbach verreist.
Verlagsseitig leider vergriffen.
Werkauswahl Band 2: Und über uns – die Brücke der Erwartung; Erzählungen, 192 Seiten, kartoniert, Andiamo Verlag Mannheim 2015, ISBN 978-3-936625-70-7
»Eine faszinierende Reise durch das Unterholz der Gegenwart (...) Geschichten aus Glas, die sich dem Leser ins Fleisch schneiden.« Glanz & Elend, Magazin für Literatur und Zeitkritik
»Wer über Klaus Servenes Sätze wandert, merkt nicht, wie begierig er bald den verschiedensten Gerüchen nacheilt. Etwas kocht. Mal in uns, mal in unserer Nähe, denn die Welt bei ihm ist ein Gericht, an dem wir, die Unersättlichen, uns die Zunge verbrennen.« Dimitré Dinev, Wien
»Klaus Servene schreibt großherzig und sarkastisch zugleich. Ein Mensch mit einer süßen Zunge, mit einem warmen Mund, wie man in Afghanistan sagen würde.« Massum Faryar, Berlin
»Lebendige Geschichten, souverän und wirklichkeitsgesättigt.« Mannheimer Morgen
»Ein Schriftsteller, der tatsächlich seine Geschichten wie Kastanien aus dem Schmutz fischt und sie solange geduldig säubert, bis sie zu glänzen beginnen. Empfehlenswert.« Michael Lehmann-Pape, Leverkusen
»Wer über Klaus Servenes Sätze wandert, merkt nicht, wie begierig er bald den verschiedensten Gerüchen nacheilt. Etwas kocht. Mal in uns, mal in unserer Nähe, denn die Welt bei ihm ist ein Gericht, an dem wir, die Unersättlichen, uns die Zunge verbrennen.« Dimitré Dinev, Wien
»Klaus Servene schreibt großherzig und sarkastisch zugleich. Ein Mensch mit einer süßen Zunge, mit einem warmen Mund, wie man in Afghanistan sagen würde.« Massum Faryar, Berlin
»Lebendige Geschichten, souverän und wirklichkeitsgesättigt.« Mannheimer Morgen
»Ein Schriftsteller, der tatsächlich seine Geschichten wie Kastanien aus dem Schmutz fischt und sie solange geduldig säubert, bis sie zu glänzen beginnen. Empfehlenswert.« Michael Lehmann-Pape, Leverkusen
Verlagsseitig leider vergriffen. Aber: Kostenfrei! PDF Download Buchblock
Werkauswahl Band 3: Fell & Seife – Zwei Romane, Andiamo Verlag Mannheim 2015, 212 Seiten, kartoniert, ISBN 978-3-936625-74-5
Warum wird der deutsch-belgische Lehrer Patrick Du Trou ermordet – eine reine Namensverwechslung? Inwiefern wird der IT-Spezialist Johannes Deprez das Opfer einer Bluttat aus Eifersucht; einer Tat, die er selbst begangen hat? Und was hat Seife mit Nobels Sprengöl zu tun?
Im »kurzen Roman vom Fell« geht es um die Geschichte eines »Nazijägers«, um politische und genetische Familiengeheimnisse und Schandflecken.
»Die Spur der Seife« behandelt das Thema Gewalt aus der Sicht eines Mörders. Die Spur führt in die Karibik, nach Südindien, nach New York, in den deutschen Südwesten mit seinen Städten und letztlich in den Hunsrück.
»Eine eindrückliche Innenansicht in unbekannte Dimensionen deutschen Lebens, deutscher Provinz, deutscher Mentalität, in einer herausragenden und originalen literarischen Sprache, voller ausdrucksstarker Szenen und Bilder.« Sawrennemik, die führende bulgarische Literaturzeitschrift für ausländische Literatur (Hrsg. Vladimir Zarev), Sofia, zur Veröffentlichung des »Kurzen Romans vom Fell« 2013 in bulgarischer Übersetzung.
»Mit feiner und umfassend differenzierter Sprache, im Stil durchaus angemessen wechselnd und ebenso differenziert gezeichneten Protagonisten erzählt Servene seine beiden Geschichten verletzter Menschen (...) Rückzug von der Welt, Kampf gegen sich selbst, Ohnmacht vor jahrhundertealten Schicksalslinien und doch immer auch ein Funken Hoffnung auf Besserung, auf ein Mehr sind die inneren Themen beider Romane, die für ein intensives Lese-Erlebnis sorgen.« Michael Lehmann-Pape, Leverkusen
Verlagsseitig leider vergriffen.
Kostenlos den Buchblock herunterladen
Kostenlos den Buchblock herunterladen
Werkauswahl Band 4: Hitzkopf, Roman, Paperback, 224 Seiten, 8. Auflage Andiamo-Verlag, Mannheim 2015, ISBN 978-3-936625-72-1 1995. Die Diagnose Krebs befällt die Familie Lorang. Betroffen sind alle, erkrankt ist Justus Lorang, der nach der Überwindung des ersten Schocks umgehend seine Erinnerungen plündert und mit Hilfe seiner Frau Enni und der Ghostwriterin Brunhild von Heppe eine große Stoffsammlung beginnt. Er hat nur zehn Tage Zeit, denn dann wird er operiert und niemand kennt den Ausgang. Sein Ziel ist die Herausgabe eines »selbsttherapeutischen« eigenen Buchs, mit dem er »innere Ordnung« schaffen will, während Brunhild von Heppe eigene publizistische Absichten verfolgt und auch nicht davor zurückschreckt, Justus Lorang diversen Weggenossen gegenüber bereits für tot zu erklären. Sie ist es auch, die Regie führt, wenn mosaikartig das Leben dieses Mannes »seziert« wird, der sich selbst als »das Fleisch gewordene Copyright diverser deutscher Michels« bezeichnet. Aus dessen Tagebuchaufzeichnungen und einigen Briefen seiner diversen weiblichen wie männlichen Weggenossen scheint eine schillernde Person auf, und gleichsam mit dieser Person auch die schillernden Fragen: Woran leiden Männer, auch deutsche aus der Nachkriegsgeneration? Woran erkranken sie und kann man ihnen helfen – wollen sie überhaupt gesund werden?
Aber es geht um noch mehr, als um die Überwindung körperlicher Defekte. Es geht um Selbstbehauptung in einer interessengesteuerten Welt. Es geht um beruflichen Erfolg, um hitzige Übertreibungen, um Zukunftsängste und um Zuversicht.
»Ich stutze in den Faustschlag, der parallel zu dieser Frage kommt, genau auf mein rechtes Auge. Es kommen viele Fragen. Und noch mehr Schläge. Die Schläge sind immer wie kontrolliert. Mal fest und schmerzend, mal fast zart, wie wenn man einen Kumpel aufmuntern will. Sie tun mir weh, ihre Schläge, aber sie sind nicht vernichtend, nicht als einzelne Schläge vernichtend, verstehen Sie Brunhild? Nur in ihrer Gesamtheit sind sie vernichtend. Überall am Kopf knirscht es, und dauernd platzt was anderes auf.«
>> Was mir am Hitzkopf solchen Eindruck macht: dass du jeweils die Sprachregister draufhast, die in den Lebens- und Berufssphären der Redenden gezogen werden müssen. Ein Brüller waren Lorangs Ex-Kollege, der Versicherungsvertreter „Tach auch, Müller-Sulzbach, mein Name“ und sein hochseriöser Gegenpart Hans C. Jakobus, Generalagent. Und wenn Justus Lorang selbst sich in Rausch schreibt, dann ist das entgrenzt wie ein Blick aufs Meer ... Das ganze Material kommt locker rüber wie ein Badehandtuch, das du bei Seewind auszubreiten versuchst, aber trotz eminenter Temperamentswindstärke liegt das am Ende verblüffend akkurat im Sand, so dass man sich gern drauf niederlässt, um weiter deinen Sprachwellen nachzugucken.<< Thomas Frahm, Sofia
» ... ein Stück innerer Zeitgeschichte deutschen Daseins über die Jahrzehnte hinweg jener Generation, die man 68er nennt. ... « (Michael Lehmann-Pape, Leverkusen)
» ... Ein amüsanter Michel ... « (Mannheimer Morgen)
» ... Wanderer zwischen Heimat und Welt ... « (Hochwälder Wochenspiegel)
» ... literarischer Hochgenuss ... « (Trierischer Volksfreund)
» ... Ein amüsanter Michel ... « (Mannheimer Morgen)
» ... Wanderer zwischen Heimat und Welt ... « (Hochwälder Wochenspiegel)
» ... literarischer Hochgenuss ... « (Trierischer Volksfreund)
Verlagsseitig leider vergriffen.
Kostenlos den Buchblock herunterladen
Kostenlos den Buchblock herunterladen
Aus der Enge. Gedichte, Textamente, Essays, 132 Seiten, Paperback, Edition Rote Zahlen, 3. Auflage Buxtehude 2014, ISBN 978-3-944643-38-0
• Auferstehung •
In Ruinen wirft die Sonne
ein besonders bombastisches Licht,
doch wie im Rückzug begriffen
scheint sie – zu kapitulieren.
Aus dem Aufbruch von schweren Granaten
steigen besonders blasse Monde empor,
und nie gesehene Pflanzen erwachsen.
Innere Wesen weiden auf Gras –
als würde es sie wirklich geben.
In den Meeren zerknicken Wale Harpunen,
eine Raumstation driftet im All,
am Südpol im Eis findet man Runen –
aus der Zeit vor dem Sündenfall.
In kaputten Städten neu geborene Kinder,
am Grund des Flusses ein Klavier,
und auf wüsten Straßen stillen
tätowierte Frauen ein Fabeltier.
Hörprobe
Aus der Enge. Gedichte, 84 Seiten, Hardcover, Schutzumschlag, Lesebändchen, Andiamo-Verlag, 4. Auflage Mannheim 2015, ISBN 978-3-936625-67-7
• Auferstehung •
In Ruinen wirft die Sonne
ein besonders bombastisches Licht,
doch wie im Rückzug begriffen
scheint sie – zu kapitulieren.
Aus dem Aufbruch von schweren Granaten
steigen besonders blasse Monde empor,
und nie gesehene Pflanzen erwachsen.
Innere Wesen weiden auf Gras –
als würde es sie wirklich geben.
In den Meeren zerknicken Wale Harpunen,
eine Raumstation driftet im All,
am Südpol im Eis findet man Runen –
aus der Zeit vor dem Sündenfall.
In kaputten Städten neu geborene Kinder,
am Grund des Flusses ein Klavier,
und auf wüsten Straßen stillen
tätowierte Frauen ein Fabeltier.
Hörprobe
Aus der Enge. Gedichte, 84 Seiten, Hardcover, Schutzumschlag, Lesebändchen, Andiamo-Verlag, 4. Auflage Mannheim 2015, ISBN 978-3-936625-67-7
»Man schwimmt und erreicht kein Land. Da freut es einen schon, wenn man eine Boje sieht. Man wird sich an ihr festhalten wollen, um innezuhalten, etwas auszuruhen. So ging und geht es mir schon seit meiner Schülerzeit mit Lyrik. Aber was ich damals mit eigener Feder festzuhalten glaubte, habe ich längst verloren oder weggeworfen. Doch ein paar selbst gefischte Perlen aus den Siebzigern, und natürlich das Beste meiner Lyrik seit Mitte der Neunziger, haben es in dieses Buch geschafft. Ich hoffe zu Recht – denn wenn Lyrik nicht immer wieder neuen Halt bietet, im Lesen und im Schreiben, neuen Grund, den Blick auf die Welt und das Leben zu schärfen, geht sie unter.«
Klaus Servene
Verlagsseitig leider vergriffen.
Michael Lehmann-Pape, Leverkusen, zu Fell & Seife
Einen
'Doppelroman' nennt Klaus Servene diese Kompilation aus zwei Romanen,
die zu unterschiedlichen Zeiten entstanden sind ('Seife' erschienen im
Jahr 2000, 'Fell' erschienen 2007). Und dies ist ein guter Titel.
Denn obwohl beide Romane einander nicht bedingen, nicht aufeinander aufbauen und auch das 'Personal' in beiden Romanen verschiedenen ist, kreisen beide doch um das gleiche Thema (die Empörung, die Ohnmacht, der Angang gegen Demütigung, soziales Verbrechen und innere Verletzungen). Zudem sind beide Romane in der Struktur einander sehr ähnlich aufgebaut (die Gegenwart der jeweiligen Hauptfiguren und ausführliche Erläuterungen, Geschichten und Herleitungen aus den 'Stammbäumen' der Protagonisten, anhand derer Servene die fast Unabdingbarkeit der Vorkommnisse der Gegenwart intensiv herzuleiten versteht). Der Sprachstil, in Teilen assoziativ, und dann wieder detailliert, bis ins Kleinste schildernd, verbindet beide Romane ebenfalls im Erzählstil, der Klaus Servene zu eigen ist.
In 'Fell' wird Patrick Du Trou ermordet und es dauert fast bis zur letzten Seite, bis wirklich klar wird, inwiefern die gesamten Familienvernetzungen, die Verstrickungen eines Onkels in die Schreckensherrschaft Nazi-Deutschlands und die ohnmächtige Empörung eines Mannes gegen all dieses diesen Tod hervorgebracht haben. Ein Geflecht von Verwobenheiten, welches Bernd Kuszinski, zu Beginn des Romans noch zweiter Mann einer Catering- und Lebensmittelfirma, langsam aufdröseln wird, Schritt für Schritt, einige Generationen zurück gar. Einer, der 'der Welt virtuell' bis dato 'entglitten' war, der mit all dem Gemache dieser Welt nichts mehr zu tun hatte, sondern still für sich seine Tage ablebt. Aber auch einer, der tiefe Jugenderinnerungen an Du Trou in sich trägt, mit diesem die finnischen Frauen entdeckte und nun nicht in Ruhe gelassen wird von diesem Mord am alten Freund. Einem Freund, der als genetischen Defekt ein Stück 'Fell' am Körper trägt. Wie seine Mutter es ebenfalls trug. Eine wunde Stelle, ein Absonderungsmerkmal. Zeichen des nicht wirklich Dazugehörens. Ein Genuss ist es, diesen ersten gut 90 Seiten des ersten Romans zu folgen, so dicht vermag Servene zu erzählen und bei allem Kopfschütteln und sich Fragen des Lesers, wie denn nun all diese unverbunden wirkenden Erzählstränge zusammengehören mögen, diesen doch immer wieder bei der Stange haltend.
Ein Leseerlebnis, das sich im zweiten Roman verdichtet und fortsetzt. Dieser, nun in der Ich-Form konzipiert, erzählt von Johannes Deprez und seinem schon frühen Verhältnis zur 'Seife', mit all den Versuchen, sich 'rein zu waschen'. Rein zu waschen von abstrakten Dingen, die seine Mutter ihm innerlich auferlegte, reinzuwaschen aber auch von seiner Tat, die sein Leben von diesem Augenblick an bestimmte, als er das Büro seines besten, reichen Freundes Salman da Gama betreten hatte. Ein bester Freund, der einige Zeit in der Fremde mit Johannes Frau verbracht hat. Einfach so. Eine Tat, die daraus folgt, die fast zur Auflösung des Protagonisten in Seifenlauge führt und, als dies nicht wirklich nutzt, zur Schrumpfung und Eingrabung aus eigener Kraft.
Welch interessanter Kunstgriff, auch hier angesichts schreienden Unrechts in der Welt, angesichts sozialen Zerfalls, aber auch reinen Egoismus ein 'Herausschrumpfen' aus dieser Welt (und das mit gutem, persönlichen Grund gar), ebenfalls durch historische Verzahnung als fast schicksalhaft dargestellt, zum roten Faden zumindest des zweiten Teils von 'Seife' zu gestalten'. Nicht Nazis spielen hier die herausragende Rolle (auch, wenn diese vorkommen), weiter zurück zur Geschichte des Schinderhannes greift Servene in 'Seife' zu Erläuterungen des grundsätzlichen Problems dieser Welt in der Gegenwart. Auch hier dauert es, bis alle Fäden in ihrer Verbindung deutlich werden. Eine Geduld, die sich lohnt.
'Ich muss!'. 'Da ist der Spülstein. Vergiss die Seife nicht'. Doch eben nicht alles kann durch den Spülstein entsorgt werden und nicht alles durch Seife reingewaschen werden.
Mit feiner und umfassend differenzierter Sprache, im Stil durchaus angemessen wechselnd und ebenso differenziert gezeichneten Protagonisten erzählt Servene seine beiden Geschichten verletzter Menschen mit ihrer ganz eigenen Art, darauf zu reagieren und sich zur Wehr zu setzten (nicht immer mit Erfolg, das Böse hat die Kraft zum Gewinnen in Servenes Romanen). Rückzug von der Welt, Kampf gegen sich selbst, Ohmacht vor jahrhundertealten Schicksalslinien und doch immer auch ein Funken Hoffnung auf Besserung, auf ein Mehr sind die inneren Themen beider Romane, die für ein intensives Leseerlebnis sorgen.
Denn obwohl beide Romane einander nicht bedingen, nicht aufeinander aufbauen und auch das 'Personal' in beiden Romanen verschiedenen ist, kreisen beide doch um das gleiche Thema (die Empörung, die Ohnmacht, der Angang gegen Demütigung, soziales Verbrechen und innere Verletzungen). Zudem sind beide Romane in der Struktur einander sehr ähnlich aufgebaut (die Gegenwart der jeweiligen Hauptfiguren und ausführliche Erläuterungen, Geschichten und Herleitungen aus den 'Stammbäumen' der Protagonisten, anhand derer Servene die fast Unabdingbarkeit der Vorkommnisse der Gegenwart intensiv herzuleiten versteht). Der Sprachstil, in Teilen assoziativ, und dann wieder detailliert, bis ins Kleinste schildernd, verbindet beide Romane ebenfalls im Erzählstil, der Klaus Servene zu eigen ist.
In 'Fell' wird Patrick Du Trou ermordet und es dauert fast bis zur letzten Seite, bis wirklich klar wird, inwiefern die gesamten Familienvernetzungen, die Verstrickungen eines Onkels in die Schreckensherrschaft Nazi-Deutschlands und die ohnmächtige Empörung eines Mannes gegen all dieses diesen Tod hervorgebracht haben. Ein Geflecht von Verwobenheiten, welches Bernd Kuszinski, zu Beginn des Romans noch zweiter Mann einer Catering- und Lebensmittelfirma, langsam aufdröseln wird, Schritt für Schritt, einige Generationen zurück gar. Einer, der 'der Welt virtuell' bis dato 'entglitten' war, der mit all dem Gemache dieser Welt nichts mehr zu tun hatte, sondern still für sich seine Tage ablebt. Aber auch einer, der tiefe Jugenderinnerungen an Du Trou in sich trägt, mit diesem die finnischen Frauen entdeckte und nun nicht in Ruhe gelassen wird von diesem Mord am alten Freund. Einem Freund, der als genetischen Defekt ein Stück 'Fell' am Körper trägt. Wie seine Mutter es ebenfalls trug. Eine wunde Stelle, ein Absonderungsmerkmal. Zeichen des nicht wirklich Dazugehörens. Ein Genuss ist es, diesen ersten gut 90 Seiten des ersten Romans zu folgen, so dicht vermag Servene zu erzählen und bei allem Kopfschütteln und sich Fragen des Lesers, wie denn nun all diese unverbunden wirkenden Erzählstränge zusammengehören mögen, diesen doch immer wieder bei der Stange haltend.
Ein Leseerlebnis, das sich im zweiten Roman verdichtet und fortsetzt. Dieser, nun in der Ich-Form konzipiert, erzählt von Johannes Deprez und seinem schon frühen Verhältnis zur 'Seife', mit all den Versuchen, sich 'rein zu waschen'. Rein zu waschen von abstrakten Dingen, die seine Mutter ihm innerlich auferlegte, reinzuwaschen aber auch von seiner Tat, die sein Leben von diesem Augenblick an bestimmte, als er das Büro seines besten, reichen Freundes Salman da Gama betreten hatte. Ein bester Freund, der einige Zeit in der Fremde mit Johannes Frau verbracht hat. Einfach so. Eine Tat, die daraus folgt, die fast zur Auflösung des Protagonisten in Seifenlauge führt und, als dies nicht wirklich nutzt, zur Schrumpfung und Eingrabung aus eigener Kraft.
Welch interessanter Kunstgriff, auch hier angesichts schreienden Unrechts in der Welt, angesichts sozialen Zerfalls, aber auch reinen Egoismus ein 'Herausschrumpfen' aus dieser Welt (und das mit gutem, persönlichen Grund gar), ebenfalls durch historische Verzahnung als fast schicksalhaft dargestellt, zum roten Faden zumindest des zweiten Teils von 'Seife' zu gestalten'. Nicht Nazis spielen hier die herausragende Rolle (auch, wenn diese vorkommen), weiter zurück zur Geschichte des Schinderhannes greift Servene in 'Seife' zu Erläuterungen des grundsätzlichen Problems dieser Welt in der Gegenwart. Auch hier dauert es, bis alle Fäden in ihrer Verbindung deutlich werden. Eine Geduld, die sich lohnt.
'Ich muss!'. 'Da ist der Spülstein. Vergiss die Seife nicht'. Doch eben nicht alles kann durch den Spülstein entsorgt werden und nicht alles durch Seife reingewaschen werden.
Mit feiner und umfassend differenzierter Sprache, im Stil durchaus angemessen wechselnd und ebenso differenziert gezeichneten Protagonisten erzählt Servene seine beiden Geschichten verletzter Menschen mit ihrer ganz eigenen Art, darauf zu reagieren und sich zur Wehr zu setzten (nicht immer mit Erfolg, das Böse hat die Kraft zum Gewinnen in Servenes Romanen). Rückzug von der Welt, Kampf gegen sich selbst, Ohmacht vor jahrhundertealten Schicksalslinien und doch immer auch ein Funken Hoffnung auf Besserung, auf ein Mehr sind die inneren Themen beider Romane, die für ein intensives Leseerlebnis sorgen.