Freitag

Jan Turovski: Die Sonntage des Herrn Kopanski & Kopanski kehrt zurück - Romane

Jan Turovski, Klaus Servene (Hg.): Die Sonntage des Herrn Kopanski, Roman, Paperback, 260 Seiten, ISBN-13: 9783746043074, edition andiamo, Hamburg; Verlag: Books on Demand, Erscheinungsdatum Neuauflage: März 2018, 13,90 €, Leseprobe im BoD-Buchshop Hier.

Ein unauffälliger Mann Ende Vierzig. Ein Warenhausdetektiv, der in seiner Freizeit ein Buch über Ladendiebstahl schreiben will, aber nicht über die ersten Sätze hinauskommt. Ein Untermieter, den die eindeutigen Angebote seiner Wirtin irritieren. Ein eigenbrötlerischer Einzelgänger, der sonntags mit Hilfe von Polaroidaufnahmen ein Inventar seiner Stadt anfertigt: Das ist Kopanski, als er "die Frau" kennenlernt, eine Frau, die seine Fantasie nicht mehr loslässt. Doch je mehr er ihr nachspürt, je mehr er versucht, sie in sein Leben einzuplanen, desto unverständlicher wird sie ihm. Je verzweifelter er sich bemüht, eine eindeutige Wahrheit zu finden, desto unausweichlicher treibt er in die Katastrophe.

Stimmen zur Erstausgabe 1988:

"Es ist eine Geschichte von Einsamkeit, Realitätsverlust und zunehmend wahnhafter Verzerrung der Wirklichkeit, die der in Bonn lebende Jan Turovski in seinem ersten Roman erzählt. In einer seltsam kurzatmigen Kunstsprache folgt Turovski seinem namensähnlichen Helden stets beklemmend dicht, so dass der Leser ganz auf die eingeschränkte Weltsicht des zugleich bedauernswerten und gefährlichen Kopanski verwiesen bleibt."
Die Zeit, Karl-Markus Gauß

"In Die Sonntage des Herrn Kopanski schildert Turovski in eindringlicher Sprache, wie der Realitätsverlust des Mannes alle Hoffnung auf Liebe und Wärme in einer Katastrophe enden lässt."
Hörzu

"Jan Turovski erzählt die Geschichte Kopanskis mit großer Sprachdisziplin. Akribische Genauigkeit in der Charakteristik, spannende Handlungsabfolge und eine zeitnahe Thematik machen Jan Turovskis Roman zur fesselnden Suche nach der Lebenswahrheit."
Kölnische / Bonner Rundschau

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Jan Turovski, Klaus Servene (Hg.): Kopanski kehrt zurück, Roman, Paperback, 192 Seiten, ISBN-13: 9783746080741, edition andiamo, Hamburg; Verlag: Books on Demand, Erscheinungsdatum: 22.02.2018, 13,90 €, Leseprobe im BoD-Buchshop Hier.

Fünfzehn Jahre hat Kopanski wegen Mordes gesessen. Mit nichts als einem alten Schweinslederkoffer seines Vaters und dem im Gefängnis erworbenen Verdienst steht er nun plötzlich draußen. Was soll er tun? Schnell kehrt er seiner Heimatstadt, der er vieles nicht verzeihen kann, den Rücken und fährt in die nächstgrößere Stadt Richtung Süden. Schon als Kind hatte er davon geträumt dort zu leben. Frauen hat Kopanski satt. Doch plötzlich trifft er auf Nadine, die ohne Bleibe aber voller Geheimnisse ist. Wie wird er zurechtkommen, gibt es für Mord nach der Strafe so etwas wie ein gelingendes Leben?

"Jan Turovski erzählt mit der gleichen sprachlichen Brillanz und Fertigkeit die Fortsetzung seines Erstlings von 1988, Die Sonntage des Herrn Kopanski. Zwischen lakonischem und poetischem Duktus entsteht ein Bild heutiger Wirklichkeit, in der Scheitern und Gelingen gleichermaßen möglich scheinen. Jan Turovski überrascht von Buch zu Buch mit völlig neuen dramaturgischen Mitteln und Themen, die die erstaunliche Bandbreite seines Könnens abbilden." Rumjana Zacharieva, Autorin, Übersetzerin und Publizistin, Mitglied im PEN.

"Der in Bonn lebende Jan Turovski gehört zu jenen Autoren, die bemerkenswert gute Literatur schreiben, ohne großes Aufheben von sich zu machen." Mannheimer Morgen

  Besprechung Mannheimer Morgen 23./24. Mai 2018
"(...) Die narrative und perspektivische Suggestivität von Turovskis Schreiben entfaltet auch hier einen Sog, dem sich der Leser schwer entziehen kann. (...)"

 

Herr Turovski ist längst zurück! – Empfehlung eines Ungewöhnlichen

In der Vorwendezeit Ende der Achtziger rezensiert Karl-Markus Gauß in der ZEIT den »späten Erstling« des Bonner Autors Jan Turovski: »Die Sonntage des Herrn Kopanski.« 1988 bei Benziger in Zürich erschienen und von Kritik und Publikum durchweg positiv beachtet. Turovski war vorher als Lyriker und Autor zahlreicher Kurztexte in Erscheinung getreten. Bei Benziger sollte dann die Herausgabe seines zweiten Romans »Der Rücken des Vaters« folgen, aber in den turbulenten Wendezeiten verschwanden sowohl »der eiserne Vorhang«, der Benziger Literaturverlag (nach einer Zwischenstation als Eigentum der RHEINPFALZ), als auch das Interesse der wendebeschleunigt kurzatmig agierenden Literaturfachleute, die sofort nach dem großen Wenderoman fragen sollten. Nicht Turovskis Sache, den doch »vom Alltag zerfressene Leidenschaften« interessieren, Soziopsychogramme von Individuen und nicht »Gesellschaftsromane«. Seine »Sonderlinge« kommen überwiegend aus der sogenannten Mitte der Gesellschaft, sie können den Blick neu schärfen – auf die zwischenmenschlich möglichen Verhaltensweisen, und sie werfen fast immer mehr Fragen auf, als sie Antworten geben.

Seit seinem Romandebüt hat Jan Turovski (in aller Stille!) insgesamt sage und schreibe 15 (fünfzehn) Romane, diverse Novellen und Erzählungen und rund 140 Short-Stories neben seiner Lyrik geschrieben. »Der Rücken des Vaters« ist von mir 2013 neu bei Andiamo herausgegeben worden und 2015 bereits in dritter Auflage erschienen. Es freut mich, nach der Herausgabe weiterer Titel dieses Ausnahmeautors, zum 30jährigen Jubiläum des Romandebüts in 2018 sowohl »Die Sonntage des Herrn Kopanski« als auch die Fortsetzung »Kopanski kehrt zurück« publizieren zu können. Damit liegen nun zehn der fünfzehn Romane vor. Es gilt jedoch, weiterhin das phänomenale Werk Schritt für Schritt vor dem Vergessen zu bewahren. Jan Turovski hat das verdient. Zurecht bemerkte der Mannheimer Morgen: "Der in Bonn lebende Jan Turovski gehört zu jenen Autoren, die bemerkenswert gute Literatur schreiben, ohne großes Aufheben von sich zu machen." Solche bemerkenswert gute Literatur, solche Autorinnen und Autoren, werden gebraucht. Auch das lesende Publikum hat das verdient.

Klaus Servene, Autor und Herausgeber

Donnerstag

Stimmen zu Dimitré Dinev

Engelszungen 


Die Presse 7.Januar 2006; Robert Menasse:
... Das stärkste Lebenszeichen der neueren österreichischen Erzählliteratur kommt aus Bulgarien, ein Roman, der über weite Strecken in Plovdiv spielt, dessen Ausgangs- und Fluchtpunkt aber der Wiener Zentralfriedhof ist: Dimitre Dinevs Roman „Engelszungen“ (bei Deuticke erschienen und als Taschenbuch soeben bei btb herausgekommen). ... 

FAZ 9.Juli 2005; Sabine Berking:
... Karneval der Blessuren: Dimitré Dinev erzählt mit fröhlichem Pathos und tiefschwarzem Humor von heimatlosen Neueuropäern ...

DIE WELT 4.März 2005; Tilmann Krause: 
Es lebe die Literatur der Migranten, weil sie uns Dichter wie Dimitré Dinev beschert … Selten hat man in den letzten Jahren Bücher gelesen, in denen in einer kurzen Erzählung, manchmal auf nur einer Seite, in solcher Dichte die farbigsten, kurvenreichsten Lebensläufe vorkommen wie in den beiden nunmehr vorliegenden Titeln („Engelszungen“ und „Ein Licht über dem Kopf“) … Auch das ist ein Novum für deutsche Literatur der Gegenwart: Hier wird die Sphäre der Transzendenz nicht mit pseudoaufgeklärter Überheblichkeit abgetan …  

Süddeutsche Zeitung 14.Juli 2004; Meike Fessmann:
... Dimitré Dinevs wunderbarer Roman „Engelszungen“ ... ist ein weiterer Beleg für die Fruchtbarkeit der Immigrantenliteratur, die diesseits und jenseits des Atlantik an Terrain gewinnt. ... Womit Dinev aber seinen Roman über alle Klippen (der Kolportage und des Folkloristischen – K.S.) hinweg, sicher ins Ziel bringt, ist die Fluchtgeschichte der beiden Hauptfiguren. ... Das Leben im Warteraum der Illegalität ... dieses Zusammenleben verschiedenster Ethnien und Lebenstragödien bekommt man selten so eindrücklich vermittelt wie hier. ...

Der Spiegel 17.Mai 2004:
... ein sehr europäisches Buch, freilich aus dem Blickwinkel jener, die nicht so ganz dazugehören: absolut kein weiteres Stück ostalgischer Betroffenheitsprosa, sondern bemerkenswert stilsichere Literatur. Ein Buch auch und gerade für jene, denen Bulgarien bisher völlig egal war – mithin für ein richtig großes Publikum. 

NDR 13.Januar 2004; Petra Hartlieb:
... Engelszungen ist ein sehr europäisches Buch ... Dinev kann sich mit den amerikanischen Bestsellerautoren des letzten Jahres problemlos messen und das liegt nicht nur am Umfang seines Buches. ...

Die Zeit 51/2003; Markus Clauer:
... Dimitré Dinev hat eine komische und traurige Familiensaga komponiert über die Macht des Politischen und über die Tyrannei der Mächtigen – vor allem aber darüber, was diese mit den Menschen machen. ... Rührend sind die Storys in diesem lebensprallen und todesseligen Bilder-Buch, mit zartem Melos, voller Ironie und so, dass das Unwahrscheinliche wie zwingend wirkt. ... In seinem tragisch – magischen Realismus, traumschön geschrieben, ist Engelszungen ein Winterabendroman mit Hang zur ausgleichenden Gerechtigkeit. ... 

NZZ 8.12.2003; Paul Jandl:
... „Engelszungen“ ist kein Selbstverständigungstext über eine Ostblockkindheit, wie so manches, was aus der jüngeren Autorengeneration kommt. Dimitré Dinev hat darauf verzichtet, sich selbst und seine Adoleszenz zum Stoff autobiografischer Betroffenheit zu machen. Stattdessen hat er in souveränem Gestus sein episches Material arrangiert. Das archaische Wesen des Erzählens, das im Alltag des Balkans noch immer eine große Rolle spielt, hat Dimitré Dinev für seinen Roman neu entdeckt. Man müsse nichts erfinden, sagt Dinev, man müsse nur zuhören. ... Über die Sprache der Nomenklatura und der privaten Erzählungen hat Dimitré Dinev in seiner Heimat genug erfahren, um einen bis ins Detail beeindruckenden Roman schreiben zu können. Den ersten einer Karriere, die gerade beginnt. ... 

Volltext 6/2003 Dezember/Januar; Jochen Hörisch:
... Ein praller, lustvoll von Verlusterfahrungen erzählender, bei aller Leserfreundlichkeit doch zugleich komplex und kunstvoll angelegter Roman, der hält, was sein Titel verspricht: hier erzählt einer mit der Zunge gefallener und wiederauferstandener Engel von den Verirrungen und vom Reiz vieler ineinander verschlungener Lebenswege. Auf der Suche nach Glück machen die, die diese Wege begehen, eine Erfahrung, die Gottfried Benn in Verse gekleidet hat: Kommt, reden wir zusammen / wer redet, ist nicht tot. 

Die Presse (Spectrum) 15.November 2003; Gudrun Braunsperger:
... Mit „Engelszungen“ hat ein Autor bulgarischer Provenienz die deutschsprachige Literatur bereichert, am Beginn des 21. Jahrhunderts vorgeführt, dass ein mit Spannung erzählter Roman nicht unbedingt in der europäischen Vergangenheit des 19.Jahrhunderts gesucht werden oder in der Landschaft der südamerikanischen Gegenwartsliteratur angesiedelt sein muss. Dinev erinnert daran, dass es die Tradition des Erzählens war, die literarisches Schaffen als künstlerische Form kultiviert hat, und dass gutes Erzählen ein unverzichtbares Element innerhalb des Spektrums von „guter Literatur“ ist: In diesem Sinn ist Dinevs Roman das Produkt eines gelungenen Kulturtransfers im Zeitalter der Multikulturalität. ...

Die Presse (Schaufenster) 19.September 2003; Peter Stuiber:
... Mit seinem Roman „Engelszungen“ hat Dimitré Dinev ein grandioses, tragikomisches Panorama europäischer Geschichte des 20.Jahrhunderts vorgelegt. ... eine große literarische Überraschung!


Ein Licht über dem Kopf:
(10 Erzählungen: „Wechselbäder“, „Die Handtasche“, „Laß uns Radio hören“, „Lazarus“, „Spas schläft“, „Von Haien und Häuptern“, „Die neuen Schuhe“, „Ein Licht über dem Kopf“, „Die Totenwache“, „Kein Wunder“).


Hamburger Abendblatt 16.Juli 2005; Matthias Gretzschel:
 ... Man kann fast süchtig werden nach diesen unerhörten Alltagsgeschichten ... 

Frankfurter Rundschau 2.Juni 2005; Carmen Eller:
… Wer einmal in Dinevs Welt geraten ist, verlässt sie nur ungern wieder. 

Literaturen 04/05; Daniela Strigl:
Mit Dimitré Dinev hat endlich auch Österreich eine Immigranten-Literatur. Der erste Roman des gebürtigen Bulgaren, der in seiner Heimat ein deutsches Gymnasium besuchte, machte vor zwei Jahren Furore: Mit „Engelszungen“, einem viel gelobten, viel gekauften und gewichtigen 600-Seiter, trat Dinev den Beweis an , dass der Baum des Erzählens nicht nur in angelsächsischer, sondern ebenso in slawischer Erde gedeiht. (…) Da schüttet einer sein Füllhorn auf die darbende deutsche Kopf-Literatur. … 

Deutschlandradio 15.April 2005; Carsten Hueck:
… Dinevs Erzählungen sind (…) keineswegs deprimierende Sozialreportagen, sondern eine furiose Mischung von slawischer Seele und deutschem Wortwitz. Die Figuren stemmen sich trotzig und temperamentvoll gegen ihre erdrückenden Lebensumstände. Sie verfügen über den lakonischen, bitteren Humor der Unterprivilegierten, über die beinahe irre Heiterkeit von Verlorenen. (…) Selten findet man menschliches Scheitern so zärtlich beschrieben wie bei diesem Autor.

taz 17.März 2005; Stefan Kister:
… Niemand kann so schön von der Sonne erzählen: Der bulgarische Autor Dimitré Dinev verhilft in seinem Erzählband „Ein Licht über dem Kopf“ jenen zur Sprache, die in den unübersichtlich gewordenen und immer noch getrennten Welten von Ost und West ihre Persönlichkeit zu verlieren drohen. … 

Volltext Februar/März 2005; Jochen Hörisch:
… Dinevs Prosa ist lebensdrall und lebenssatt, wortmächtig und witzig, trostspendend und trotzig in jedem Wortsinne. … Dinev kombiniert eine uralte und eben deshalb ungemein frische Lust am Erzählen mit Geist, Witz und mit einer Lebensfreundlichkeit, die viel zu sehr mit Schutt, Leid und Endlichkeit vertraut ist, um harmlos zu wirken. So leserfreundlich kann der Geist der Erzählung die Glocken läuten und das Licht über dem Kopf erstrahlen lassen.

Die Inschrift:
(5 Erzählungen: „Die Handtasche“, „Die Inschrift“, „Ein Licht über dem Kopf“, „Spas schläft“, „Lazarus“).


Barbara Frischmuth:
Dimitré Dinevs Erzählen ist ein sehr unmittelbares, das im Nu eine poetische Welt erstehen läßt, deren Bewohner uns nahe gehen. Und doch sind sie so erfrischend anders als die, mit denen wir gerechnet hatten.

Rundfunk Ö1 „exlibrisGudrun Braunsperger:
... Dimitré Dinev hat sich dazu entschlossen, auf Deutsch zu schreiben, und er folgt damit großen Vorbildern; nur wenigen, wie etwa Samuel Beckett oder Vladimir Nabokov ist es gelungen, literarischen Rang auch in fremden Sprachen zu behaupten ... Pathos und Ironie sind gleichermaßen vorhanden in der Sprache Dinevs, die eine eigentümliche Macht hat. Er spricht in Bildern, die anrühren: zum Beispiel die Frau, die sich so schnell bekreuzigt, dass ihre Hand einer Schwalbe gleicht, die ihr zerstörtes Nest sucht. Oder: Der Glöckner Kosta, den ein Schwarm Waldbienen so zurichtet, daß sein Kopf aussieht wie eine Kirchenglocke. Oder: Der Schmied Deljo, der so heftig und leidenschaftlich mit seiner Frau schläft, als ob er alle Buchstaben der Inschrift in einer Nacht nachschmieden wollte. Und bei all dem ist Dinevs Sprache knapp und reduziert wie in den Erzählungen Tschechows ...

Bernhard Wondra, Kulturamt der Stadt Mannheim:
Bilder wie Wechselbäder. Dimitré Dinevs Stil besticht durch Prägnanz und Zielsicherheit. Heiß und kalt, tragisch und komisch. Weltumbrüche von einem Satz zum nächsten. In Empathie für seine Figuren, engagiert gegen die Verhältnisse, denen sie unterliegen, lakonisch und distanziert, dennoch hautnah, in Sanftmut und Bestimmtheit zugleich. Ein Phänomen, das Lust macht auf mehr.

Jürgen Engler, ndl- neue deutsche literatur; Zeitschrift für deutschsprachige Literatur, bis Mai 2004 im Aufbau-Verlag: Dimitré Dinev ist ein bemerkenswertes Erzähltalent.